Uwe Weigert räumt ab: Altersklassensieg beim IRONMAN Südafrika am 05.04.2009

Wenn ich diese Zeilen verfasse, ist es noch immer unfassbar für mich, was gestern passiert ist. Der ein oder anderen meint vielleicht ich hätte tief gestapelt, doch habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet am Ende des Tages ganz oben auf dem Treppchen in meiner Altersklasse zu stehen.

Aber der Reihe nach. Ich hatte eine gute Prerace-Nacht, nur gestört um 2 Uhr von ein paar feiernden Afrikanern unter meinem Fenster. Ich bin dann schon relativ früh in die Wechselzone, um meine Vorbereitungen zu treffen und da mein Hotel nur 3 Fussminuten entfernt liegt, konnte ich nochmal kurz aufs Zimmer gehen. Radpumpe ablegen und die Möglichkeit nutzen den Warteschlangen an den Dixis aus dem Weg zu gehen.

Zurück am Bike wurde ich etwas nervös, da ich das Gefühl hatte das mein Vorderrad Luft verlieren würde. Also in der dadurch plötzlich auftretenden Hektik noch eine Standpumpe gesucht, gefunden und nochmal auf 8,5 Bar aufgeblasen. Noch 20 Minuten bis zum Start.

Das Einschwimmen wurde mit Einlassen von Wasser in den Neopren abgehakt, damit die “Raumtemperatur” angenehm wird. Nach den üblichen Begrüßungsworten und der Nationalhymne von Südafrika (welcher auch sonst), viel pünktlich um 7 Uhr der Startschuss.

Das Meer war einigermaßen ruhig und nach 2-3 Tritten an den Kopf auf der 450m-Strecke bis zur ersten Boje konnte ich meinen Rhythmus finden und fühlte mich gut. Nach 30:30 Minuten bekam ich beim ersten Landgang wieder festen Boden unter die Füße. Das motivierte mich doch sehr, weiter dran zu bleiben. Der Lauf durch den Sand um auf die zweite Runde zu gehen, war doch anstrengend. Durch die Wellen und die nächsten 1,9km in Angriff nehmen. Nach 1:05:42 Std. wurde ich dann endlich an Land gespült. Das liegt im Rahmen meiner Möglichkeiten und war die 12. schnellste Zeit meiner Altersklasse (87 Starter).

Der 1. Wechsel dauert dann immer etwas länger, da man den Neopren ausziehen muss, ich da schon meine Kompressionsstrümpfe anziehe und insgesamt mehr Gewusel im Wechselzelt ist. Nach 3:27min saß ich dann auf dem Rad.

Endlich bei meiner Lieblingsdisziplin habe ich versucht mich an meine selbst auferlegte Taktik zu halten und nicht wie ein Wahnsinnger loszuballern. Die ersten 10km geht es leicht bergauf, aber mit 185 Höhenmetern nicht wirklich erwähnenswert. Bis Kilometer 40 ließ ich es locker angehen. Besonders der 2. Teil der dreimal zu durchfahrenden 60km-Runde ist landschaftlich sehr schön. Man fährt größtenteils am Meer entlang und das wellige Terrain verlangt ein stetiges Arbeiten auf dem Rad. Nach 1:38 Std. war die erste Runde geschafft. Inzwischen knallte die Sonne vom wolkenlosen Himmel und der Wind nahm etwas zu, wobei er auf jeder Runde mehrfach die Richtung wechselte. Die zweite Runde lief auch ohne Probleme und mit 1:41 Std war diese nur etwas langsamer, als die erste. In der letzten Runde war ich dann fast alleine unterwegs. D.h. nur Biker, die ich überrundete und vereinzelt noch Fahrer die ebenfalls auf der dritten Runde fuhren. Die anderen Jungs, die um mich rumgefahren sind, sind nach und nach ”weggeplatzt”. So habe ich dann bei aufkommendem Wind auch noch etwas Körner für den Lauf sparen wollen und habe etwas Druck rausgenommen. Nach 5:07 Std. stieg ich vom Rad und erst nach dem Rennen sollte sich zeigen, dass diese Zeit Gold wert war. (Bester AK Radsplit)

Der 2. Wechsel in 1:52min war für mich gewohnt flott und so ging ich die 42,195 Kilometer mit gemischten Gefühlen an.

Ich habe gleich erfahren, dass ich der Führende in meiner AK war und so war ich am überlegen, was ich tun sollte. Ich entschied mich für die Flucht nach vorne. Der erste Kilometer war, wie immer, viel zu schnell (4:30min) doch mir war klar, dass ich mit 220 Laufkilometern in 2009 keine überragende Laufzeit auf den Asphalt legen werde. Apropos Asphalt. In der Zwischenzeit hatte sich der Straßenbelag richtig aufgeheizt und bei Knallsonne und Temperaturen bis zu 36 Grad waren die ersten Kilometer (und die weiteren immer weniger) kein Zuckerschlecken. Auf dem Rückweg von der ersten Wendemarke habe ich Ausschau nach Läufern aus meiner AK (#1386 – 1472) gehalten. Zum ersten hatte ich ca. 2 Kilometer Vorsprung. Ich begann zu rechnen, wie schnell ich laufe und wenn er soundsoviel schneller läuft, bei welchem Kilometer er mich dann einholen wird. doch erst einaml war weiter Flucht nach vorne angesagt. Die Kilometer wollten nicht weniger werden und kleine Steigungen zehrten an der Kraft. 3 Runden á 14 Kilometer galt es abzuspulen. Nach dem Wendepunkt in Runde 2 habe ich gesehen, dass mein erster Verfolger nicht aufgeholt hatte. Das gab weitere Luft . Halbmarathon in 1:55 Std. Noch 21 lange Kilometer. Ich begann mir auszumalen, dass ich es wirklich schaffen könnte das Ding nach Hause zu laufen. Doch nachdem ich 2008 in Frankfurt 1,5km vor dem Ziel noch überlaufen wurde, war mir schon bewusst, dass das noch ein hartes Stück Arbeit werden würde.

Noch 10 Kilometer. Ich hatte mir als Ziel gesetzt jeweils die 2 Kilometer zwischen 2 Verpflegungsstellen durchzulaufen, ohne anzuhalten. Diese Aufgabe wurde von Kilometer zu Kilometer schwerer, doch ich habe mir immer wieder selbst gesagt, dass wenn ich hier gewinnen will, ich das nur schaffen kann, wenn ich zwischendurch nicht gehe. Also immer weiter und weiter. Die Beine schmerzten mit jedem Schritt mehr und die Einhaltung der eigenen Vorgabe wurde immer brutaler. Noch 5 Kilometer. You´re looking good! You´re looking strong! Wurde mir zugerufen. Wenn die wüßten.

Die letzten 2 Kilometer habe ich nochmal alles gegeben was geht. Viel ging zwar nicht mehr, aber als ich den Zielkanal einbog und Mike der Streckensprecher mir entgegen rief, dass ich der Agegroup-Winner bin, waren alle Schmerzen vergessen (zumindest für kurze Zeit). 10:16:52 Stunden mit der Marathonzeit von 3:58:51 Std. machten das Unmögliche möglich. Im Gesamtfeld kam ich damit sogar auf den 51. Rang.

Da die Laufzeiten insgesamt, auch bei den Profis eher langsam waren (schnellster Pro Michael Göhner mit 3 :00 Std; die Siegerin bei den Frauen 3:26 Std.), zeigen die harten Bedingungen auf der Strecke.

Ich bin mehr als super happy und das ich jetzt hier schon das Ticket für die Ironman Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii gelöst habe ist einfach unglaublich. Und wie habe ich im Vorfeld schon des Öfteren geschrieben: Anything is Possible!