„Das war ein hartes Stück Arbeit und die letzten 20 km beim Marathon haben richtig weh getan. Um so größer ist meine Freude über Platz 1 und den Hawaii-Slot“, resümierte Vincent Größer im Ziel des Ironman Polen in Gdynia. Tatsächlich hatte er in überlegener Manier alle seine Ziele erreicht und sich durch den Sieg in der Altersklasse M18-24 gleichzeitig die Qualifikation für die Langdistanz-Weltmeisterschaften im Triathlon in Kona auf Hawaii gesichert. Dabei hatte es zwischenzeitlich gar nicht gut ausgesehen für den 24-Jährigen vom Gießener Triathlon Team, denn eine Panne auf dem Rad stoppte ihn zunächst in seinen Ambitionen.

Nach einer kurzen Nacht klingelte bereits um 4 Uhr früh der Wecker und pünktlich um 7 Uhr erfolgte die Startsirene für die knapp 800 Teilnehmer am Gdynia Beach. 3,8 km Schwimmen im Hafenbecken der polnischen Ostseemetropole, das auf Grund des aufgezogenen Tiefdruckgebietes und des einsetzenden Regens ziemlich unruhig war und die Bedingungen gleich zu Beginn erschwerten. Größer kam dennoch recht gut in seinen Rhythmus und lag bereits nach der Hälfte der Schwimmstrecke in den Top 8, in seinem Wasserschatten jedoch bereits hier der Belgier Bruno Slegers, der auf Grund der Vorergebnisse der größte Widersacher im Kampf um Platz 1 werden sollte. Nach guten 58:55 Minuten auf Platz 1 der Altersklasse und Platz 7 gesamt liegend, entstieg Größer der Ostsee und nach gutem Wechsel wollte er am Ende der 300 Meter langen Wechselzone auf seine Zeitfahrmaschine steigen, musste aber feststellen, dass auf Grund des holprigen Untergrunds beim Schieben die Kette vom großen Kettenblatt gesprungen war und sich zwischen Kurbel und Rahmen verkeilt hatte. Am Ende half nur der nahe liegende Servicepunkt, der es nach einigen Minuten schaffte, die Kette wieder ordnungsgemäß zu montieren. „Wäre das auf der Strecke ohne Servicestelle passiert, wäre mein Rennen da schon zu Ende gewesen“, zeigte sich der Gießener Triathlet am Ende versöhnlich mit seinem Schicksal. Inzwischen hatte der Belgier ihn allerdings bereits passiert und es dauerte bis km 50, bis Größer wieder an Slegers herangefahren war und ihn seinerseits überholen konnte. 182 km und mehr als 1.700 Höhenmeter auf teilweise sehr schlechten Straßen waren auf der anspruchsvollen Radstrecke zu bewältigen und am Ende gelang es Größer mit einem Vorsprung von knapp 20 Minuten wieder in der Wechselzone in Gdynia anzukommen. 4:55:37 Stunden auf dem Rad bedeuteten nicht nur Platz 1 in der AK18-24, sondern auch der 7. Gesamtrang und eine gute Ausgangsposition für den abschließenden Marathon. Rechnet man den Zeitverlust von ca. 4 Minuten durch die heruntergefallene Kette mit ein, liegt der Schnitt somit immerhin noch bei knapp 38 km/h, was unter den gegebenen Bedingungen Dauerregen, Höhenmeter und Straßenbeschaffenheit eine absolute Top-Leistung bedeutete.
Pünktlich zum Start des Marathonlaufs ließ sich auch die Sonne wieder in Gdynia blicken und nun galt es, auf den 4 Runden à 10,5 km durch die Innenstadt von Gdynia sein eigenes Rennen gemäß den Vorgaben zu laufen, sich gut zu verpflegen, genügend Flüssigkeit aufzunehmen und sich ausreichend abzukühlen. Dies gelang zunächst sehr gut und mit km-Zeiten um die 4:17 Minuten lag der Fernwälder bis dahin absolut im Soll. Auch Slegers startete schnell auf der Laufstrecke und konnte bei km 10 sogar gut eine Minute auf Größer aufholen. Der Vorsprung mit rund 24 Minuten zu diesem Zeitpunkt jedoch immer noch komfortabel. Ständig mit Zwischenzeiten von den mitgereisten Betreuern versorgt, lief bis zur Hälfte der Laufstrecke alles nach Plan, ab km 22 machten sich die Strapazen und die Hitze jedoch deutlich bemerkbar und die km-Zeiten fielen zusehends ab. Glücklicherweise ging es jedoch auch allen anderen Athleten an diesem Tag so und es zeigte sich, dass der Veranstalter deutlich zu wenige Verpflegungsstellen eingeplant hatte. Am Ende lief Vincent dann mit sicherem Vorsprung, nach 3:23 Stunden für den Marathon, als Sieger der Altersklasse M18-24 und auf Platz 8 unter allen gestarteten Teilnehmern im Ziel des Ironman Polen in Gdynia ein und ließ sich von den zahlreichen Zuschauern und dem eigenen Anhang feiern. „Mit meiner Gesamtzeit von 9:24:58 Stunden bin ich nur bedingt zufrieden, denn ohne Panne und auf besseren Straßen mit weniger Regen wäre sicher mehr möglich gewesen, aber am Ende zählt das Ergebnis und das ist genial“, zeigte sich Vincent Größer im Ziel überwältigt vom Erreichten und voller Stolz wurde am darauffolgenden Tag Siegerehrung und Slotübergabe für die WM auf Hawaii entgegengenommen. Nun heißt es, sich von den Strapazen bestmöglich zu erholen, um dann am 9. Oktober in Kona auf Big Island/Hawaii den Traum wahr werden zu lassen und ein gutes WM-Ergebnis zu erzielen.