„Als ich am Freitag hörte, dass der Ironman ohne das Schwimmen stattfinden wird, war meine Laune schon etwas im Keller“, beschreibt Lisa Gerß ihren Gemütszustand vor dem größten Rennen ihrer noch kurzen Triathlon-Laufbahn. „Ich wollte ein Mal eine Langdistanz finishen und dann einen Haken dahinter machen. So fühlt es sich etwas verfälscht an.“
Gemeinsam mit Georg Abel reiste Lisa nach Hamburg, um dort bei ihrer ersten Langdistanz teilzunehmen. Wie hunderte weitere Teilnehmer erhielten die beiden Athleten des Triathlon-Team Giessen jedoch zwei Tage vor dem Wettkampf die ernüchternde Nachricht des Veranstalters: Aufgrund der langanhaltenden Hitze und der damit erhöhten Blaualgen-Konzentration wurde die erste Disziplin abgesagt. Als Ersatz dafür sollten anstelle der 3,8 km in der Alster sechs Kilometer in Laufschuhen durch die Hamburger Innenstadt absolviert werden. Aus der klassischen Triathlon-Langdistanz wurde somit kurzerhand ein Duathlon. „Es ist nicht das, was man sich nach monatelanger Vorbereitung erträumt hat, aber die Gesundheit geht vor“, spricht die 25-jährige Sportlerin aus, was unter der Triathlon-Gemeinschaft diskutiert wurde.
Nachdem sich die anfängliche Enttäuschung über die Schwimmabsage etwas gelegt hatte, kam bei Lisa die Motivation zurück und so stand sie Sonntagfrüh am Start an der Binnenalster. Die Auftaktdisziplin, die im sogenannten Rolling-Start-Verfahren begonnen wurde, ging sie völlig entspannt an und wechselte mit guten Beinen auf das Rad.



In der zweiten Austragung des Ironman Hamburg wurde auf einer neuen Radstrecke gefahren, die zwei Runden umfasste. Auf flachem Terrain führte sie die Teilnehmer über den Hamburger Großmarkt im Hafen hinaus in die Vier- und Marschlande. Auf den ersten 20 Kilometern waren noch sehr viele Teilnehmer dicht beisammen, sodass Lisa stets Acht geben musste, nicht in deren Windschatten zu gelangen und eine Zeitstrafe zu riskieren. Nachdem sich das Feld auseinandergezogen hatte, konnte sich die Vize-Hessenmeisterin über die Mitteldistanz endlich auf einen gleichmäßigen Rhythmus konzentrieren. Er verhalf ihr schließlich dazu, die 180 km in schnellen 5:12:39 h zu beenden. Georg Abel brachte die zweite Disziplin in 4:37:56 h hinter sich, was ein Stundenmittel von 39 km/h bedeutete.
„Ein Ironman beginnt ab der zweiten Marathonhälfte“, ist eine von vielen Weisheiten bei der Triathlon-Langdistanz. Lisa hatte den Wettkampf gut eingeteilt, so dass sie ab der dritten von vier zu absolvierenden Laufrunden das Tempo steigern konnte. Entlang von Binnen- und Außenalster schwanden ihr dennoch allmählich die Kräfte und so war sie dankbar über die Anfeuerungen der Zuschauer – insbesondere über die ihrer Familie und Freunde. „Es war extrem schön, wichtige Personen in meinem Leben bei mir zu haben und das zeigt wieder einmal, wie sehr Sport verbindet“, spricht die junge Athletin ihre Dankbarkeit aus.
Nachdem Lisa drei Mal den Rathausmarkt passiert hatte, bog sie in den Zielkanal ein. Nach einer Marathonzeit von 3:28:40 h und einer Gesamtzeit von 09:14:03 h war sie schließlich im Ziel und wurde auf Anhieb mit dem Deutschen Meistertitel in der Altersklasse 25-29 belohnt. In der Damen-Gesamtwertung belegte sie den 13. Platz.
Trotz Problemen beim Marathon konnte Georg Abel ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Nach 8:52:11 h überquerte der Hawaii-Finisher von 2017 die Ziellinie und wurde damit 36. in der Altersklasse 35-39.